Horaz kreativ ….und Lebensweisheiten von ChatGPT?

 

Horaz, carmen 1, 11

Das folgende lateinische Gedicht des römischen Dichters Horaz (65 bis 8 v. Chr.) ist vor allem wegen des zur Sentenz gewordenen Ausspruchs „Carpe diem“ („Pflücke den Tag“) berühmt geworden. Dieses „Carpe diem“ fordert den Leser nicht dazu auf, sein Leben in jeder Minute seines Daseins zu verprassen, nein, er wird vielmehr dazu aufgerufen, sehr bewusst mit seiner zu Verfügung stehenden Zeit umzugehen – und dies voller Vernunft in dem Wissen, dass die Zeit flieht.

Im Leistungskurs haben wir uns diesen Zeilen gestellt. Die Schülerinnen und Schüler haben sie auf kreative Weise in ihre eigene Zeit umgedeutet und dann auch noch ChatGPT übersetzen lassen. Die Ergebnisse sind sehr mannigfaltig!

Das Original

Tu ne quaesieris (scire nefas) quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. Ut melius quicquid erit pati!
Seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,
quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
Tyrrhenum, sapias, vina liques et spatio brevi
spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida
aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.

Eine freie Übersetzung

Frage mich nicht, es ist falsch, es zu wissen, wie wir sterben werden.

Oh Leuconoe, glaube nicht den Horoskopen! Wieviel besser ist es, Zukünftiges zu erdulden!

Denn entweder wirst du noch viele Winter erleben oder nur einen,

der das Meer an der Küste aufwühlt.

Koste den Wein! Filtere ihn und beschneide in kurzer Zeit

– wie den Zweig eines Weinstocks – die weitreichende Hoffnung.

Während wir sprechen, vergeht sehr schnell die Zeit!

Nutze den Tag! Und vertraue nicht auf Morgen!

 

Nachdichtung I

Ein kleiner Ball rollt einen langen Weg herunter.
Auf dem Weg gibt es viele Hindernisse, die die Kugel stoppen könnten.
Aber die Kugel sorgt sich nicht um dies und sie rollt in Ruhe den Berg runter, ohne sich von etwas ablenken zu lassen.
Doch die knappe Zeit des Rollens wird bald ein Ende haben.

Nachdichtung II – So ist das Leben

Das Leben ist ein Feuerwerk,

so wunderschön und farbenfroh

wie lauter Töpfe auf ´nem Herd,

denn so gut duftet’s nirgendwo.

Das Leben ist ein Wimpernschlag,

grad begonn’ schon so zeronn’,

 der eine mehr Zeit zu haben mag,

doch sein Ende kann schon komm’n.

Das Leben ist ein Springseilspiel,

mit all seinen Höhen und Tiefen

über dünne Seil, man stolpert viel,

doch darf man nicht lang schniefen.

Das Leben ist `ne Einbahnstraße,

nur ein Weg rein und nur ein Weg raus.

Die Straße hat keine Mittelmaße,

für jeden sieht sie anders aus.

Das Leben ist ein Karussell,

so manche drehn nur Kreise,

Rund um Rund geht’s um blitzschnell,

anzuschnallen wär jetzt nur weise.

Das Leben ist für dich zu nutzen,

weil morgen alles enden kann.

Hör auf, es mit Nichtstun zu beschmutzen,

zuletzt die Zeit dir nur entrann

und dich zurücklässt mit Bedauern.

 

Nachdichtung VI (ChatGPT)

Frag nicht nach Daten, Freund, im Netz verstrickt,
was Algorithmen mir, was dir vorherbestimmt.
Such nicht im Code nach weisen Ratschlägen,
in Nullen und Einsen liegt keine Wahrheit verhüllt.

Besser ist's zu akzeptieren, was kommt und geht,
ob die KI uns Winter oder Fortschritt verleiht.
Ob künstliche Intelligenz uns schützt vor dem Sturm,
sei weise und klug, gestalte den digitalen Raum.

Kürze die Sehnsucht nach Likes und Shares,
maße die Zeit für einen sinnvollen Blick.
Flüchtig sind Trends und die Bytes im Wind,
sieh, welch ein Tag! Nicht morgen, sondern jetzt ist der Trick.

Datenströme neiden uns weiter die Worte,
doch wäge bedacht, was im Netz du verbreitest.
Wahre Weisheit liegt nicht in Pixeln und Code,
erkenn den Tag, denn er ist es, der wirklich zählt.