Das Kollegium der Diltheyschule lernt Curt Bloch kennen
Ein junger Mann hat Jura studiert und die ersten Schritte in seinen Beruf gemacht: er hat den Vorbereitungsdienst, das Referendariat, begonnen. Eine spannende Karriere, ein anspruchsvoller Beruf warten auf ihn.
Aber es ist 1933. Hitler ist Reichskanzler geworden, und plötzlich ist die Zukunft dieses jungen jüdischen Mannes, sein Name ist Curt Bloch, jedenfalls in beruflicher Hinsicht, beendet. Juden dürfen nicht als Juristen arbeiten.
Der junge Mann geht nach Holland, holt später seine Mutter und seine Schwester nach. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, arbeitet zeitweise als Teppichverkäufer, lernt die Sprache.
Aber die Nazis kommen auch nach Holland: 1939 besetzt die Wehrmacht Holland, und bald darauf beginnt die Besatzungsmacht, Juden genauso wie in Deutschland zu drangsalieren. Es wird immer schlimmer, und 1942 taucht Curt Bloch in Enschede unter. Seine Schwester und seine Mutter, die diesen Schritt nicht gehen, werden in Konzentrationslagern umgebracht.
Curt Bloch wird von Freunden und Nazigegnern versteckt. Mehr als zwei Jahre lebt er in Ende und Bedrängnis, einsam, auf Dachböden, bedroht von Entdeckung und Tod. Was tut ein junger Mensch in so furchtbaren Umständen?
Curt Bloch schreibt, malt, klebt und dichtet. Er erstellt eine kleine Zeitschrift „Het Onderwater Cabaret“, die unter den Untergetauchten zirkuliert. Sie enthält Collagen, Gedichte, zornige, satirische, aber auch zutiefst anrührende Texte. „Auf den Flügeln meiner Phantasie“, schreibt er, „reise ich ins Reich der Poesie.“ Insgesamt produzierte Bloch über 90 Ausgaben seiner Zeitschrift, die letzte erschien am 3. April 1945. In ihr das Gedicht: „Freiheit“.
Das Kollegium der Diltheyschule durfte am 4.11. 2024 diesen besonderen Menschen und sein Werk kennen lernen, vermittelt durch den Vater einer früheren Schülerin, den Grafiker Thilo von Debschitz, sowie durch die Tochter von Curt Bloch, Simone Bloch, die über Video zugeschaltet war. Die Lehrerinnen und Lehrer zeigten sich überaus interessiert am Werk von Bloch und überlegten schon in der Veranstaltung, wie es, auch im Rahmen von fächerübergreifenden Projekten, im Unterricht genutzt werden kann. Auch das Kunsthaus Wiesbaden zeigte sich interessiert an einer Kooperation und wird in die Planungen der Schule einbezogen werden.