Bridge im Mathematikunterricht der Diltheyschule

Wie kam es dazu?

Mitte April hörte ich erstmals, dass es in Wiesbaden eine Bridgeakademie mit vielfältigem Kursangebot gibt. Es entstand die spontane Idee, an der Diltheyschule im Rahmen von "Mathematik stärken" das Kartenspiel Bridge, genannt auch "Schach der Kartenspiele", einzuführen.

Eine erste sonntagabendliche Mail an Herrn Fröhner, Leiter der Bridge-Akademie in Wiesbaden, mit Fragen nach Kooperationsmöglichkeiten wurde umgehend beantwortet, u. a. mit der erfreulichen Information, dass der Deutsche Bridgeverband Bridgespielen für Schüler mit Honorar- und Materialkostenzuschüssen fördert. In einem ersten persönlichen Gespräch wurden sogleich Überlegungen zur Gründung einer Bridge-AG im Schuljahr 2010/11 sowie für ein Unterrichtsprojekt im Rahmen des Mathematikunterrichts der Klasse 6e für die Zeit nach den Zeugniskonferenzen ins Auge gefasst.

Warum Bridge im Mathematikunterricht?

Bridge fördert:

• Konzentration und Merkfähigkeit
• Logisches Denken und mathematisches Verständnis
• Entwicklung von Strategien
• Kreativität

Das sind kurz und prägnant die vier wichtigsten Gründe, die Herr Fröhner vorab den Schülern und Eltern kommunizierte, und die den Bezug zur Mathematik deutlich machen.

Im Rahmen des Mathematikunterrichts sind inhaltlichen Bezüge zu Unterrichtssequenzen in Wahrscheinlichkeitsrechnung (Stochastik) ab Jahrgangsstufe 6 gegeben. Aber neben kombinatorischen Fähigkeiten, die beispielsweise nach der Chance (theoretischen Wahrscheinlichkeit) auf ein Blatt mit allen Figuren einer Farbe fragen, werden allgemeine mathematische Kompetenzen eingebettet in ein Spiel mit komplexen Regeln auf vielfältige Weise gefördert. In jedem einzelnen Spiel werden in verschiedenen Phasen Problemlösestrategien gefordert und gefördert, sowohl beim eigentlichen Spiel als auch nach Ablauf des Spiels bei der Analyse möglicher Fehler und der Suche nach anderen/besseren Strategien. Im Spiel sind Problemlösefähigkeiten in zwei Phasen erforderlich: zum einen bei der Analyse des eigenen Blattes und der Reizung zur Bestimmung eines bestmöglichen Kontrakts, zum anderen beim Ausspielen der 13 Stiche durch Klären von noch offenen Fragen zu Kartenverteilungen und durch eine angemessenen Reaktion auf ggf. veränderte (neue) Situationen. Nicht besonders erwähnt werden muss, dass in allen Phasen auch das Argumentieren und das Kommunizieren einen beachtlichen Kompetenzzuwachs erfahren (kann).

Was sagen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6e?

"Bridge hat mir gefallen, weil es ein tolles und spannendes Spiel ist, bei dem man viel denken/überlegen muss."

"Mir hat am Bridgeunterricht gefallen, dass wir jedes Mal etwas Neues gelernt und immer am Ende gespielt haben."

"Diese Bridgestunden waren echt witzig, lehrreich und total super."

"Bridgeunterricht hat mir gefallen, weil es (zumindest bei mir) das logische Denken fördert."

"Bridge hat mir gefallen, weil es Spaß macht, es zu spielen. Außerdem spielt man es als Team und nicht allein."

"Bridge hat mir gefallen, weil es ein taktisches Spiel ist. Durch die festgelegten 13 Stiche wird das Spiel nicht zu lang."

"Bridge hat mir gut gefallen, weil ich schon ein paar Kartenspiele kenne, und Bridge ist das aufregendste und spaßigste Spiel."

"Mir hat Bridge gefallen, weil es etwas ganz anderes als Mau-Mau ist."

"Mir gefiel gut: Es fördert das logische Denken, das Gedächtnis und wenn man es beherrscht, macht es das Spielen auch Spaß, da man den anderen Leuten geistig überlegen ist."

"Bridge ist ein amüsantes, interessantes und auch kompliziertes Spiel. Mir gefällt, dass der Trainer auf alle Fragen eingegangen ist und sie beantwortet hat. Dass man zu zweit in einem Team ist, finde ich auch gut, da man sich absprechen kann. Die Idee mit den Spickzetteln (Reizung) war sehr witzig, auch wenn manchmal Unklarheiten aufkamen. Bridge war eine gute Erfahrung; ich finde es gut, dass wir die Möglichkeit bekamen, dieses Spiel in der Schulzeit zu lernen."

"Bridgeunterricht hat mir gut gefallen, weil die Lehrer uns sehr geduldig und gut unterrichtet haben. Man konnte auch Fragen stellen, die auch immer beantwortet wurden. Mir hat auch gefallen, dass wir zu jeder Doppelstunde Papiere zum Nachlesen bekamen. Das Spiel 'Bridge' gefällt mir auch, weil man zu viert spielt und immer einen Partner hat. Dieses Spiel verlangt logisches Denken. Man lernt auch bei jedem Spiel etwas dazu, auch taktischer zu spielen. Nicht so gut gefallen hat mir, dass es so viele Informationen auf einmal gab."

"Diese Bridgestunden waren echt witzig, lehrreich und total super."

"Mir hat Bridge sehr gut gefallen, da es viele abwechslungsreiche Mathestunden waren und ich in diesen viel über Bridge gelernt habe. Bridge gefällt mir auch so gut, da ich im Spiel immer einen Partner habe und so mit Teamwork arbeiten muss. Auch unsere Lehrer Herr Fröhner und Frau Steinmann waren sehr nett zu uns und haben uns alles sehr gut erklärt und unsere Fragen immer beantwortet. Diese Doppelstunden haben mir super viel Spaß gemacht."

"Bridge gefällt mir, da man es mit Freunden spielen kann. Man muss überlegen und ich fand’s auch toll, dass wir alles genau erklärt bekommen haben. Nicht so gut fand ich, dass wir zum Schluss meistens nicht mehr viel spielen konnten, weil wir davor viel besprochen haben."

"Toll fand ich, dass wir das Material zur Verfügung gestellt und am Ende eine Kleinigkeit geschenkt bekommen haben."

"Nicht so gut, fand ich Nichts!"

"Nicht so gut fand ich, dass die Erklärungen so lang waren."

"Mir hat nicht so gut gefallen, dass die Zeit zum Spielen an den Tischen zu kurz war."

Warum eine Bridge-AG in der Diltheyschule?

Auf der Basis der zahlreichen Aspekten zur Begründung von Bridge im Matheunterricht und der vielfältigen positiven Schülerrückmeldungen ist es nahe liegend, für interessierte Schülerinnen und Schüler eine AG im Schulalltag zu initiieren. Dies gilt insbesondere für eine Schule unter dem Dach "Kulturschule" mit den beiden Säulen "Mathematik stärken" und "Ästhetische Erfahrung".

Nachfolgend sei auf Ausführungen des Deutschen Bridge-Verbands e. V. zu "Bridge in der Schule" verwiesen (Quelle: www.bridge-verband.de/static/inschulen):

"Anders als beim Schach, wo der Spieler ein Einzelkämpfer ist, ist die kleinste Einheit beim Bridge das Paar. Daraus ergibt sich auch die Förderung der Dialogbereitschaft. Dieser Aufbau von interaktiven Beziehungen hilft, ein positives und kooperatives Verhalten zu entwickeln. Auch die Akzeptanz von Regeln ist ein wichtiges Element, was sich auch positiv bei der allgemeinen Entwicklung auswirkt. Es hat sich schon lange gezeigt, dass Kinder wesentlich besser Lernstoff aufnehmen, wenn er sie im Spiel erreicht. Auf diesem Weg kann es zu einer deutlichen Verbesserung der Konzentration und Gedächtnisleistung kommen. Das Kartenspiel dient dabei nur als Mittel oder Instrument – ähnlich wie der Tennisschläger beim Tennis – um diese Eigenschaften zu schulen."

Was sagt die Mathematiklehrerin?

Ein großes Kompliment an die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6e, die den Ausführungen der beiden Lehrpersonen von der Bridge-Akademie sehr aufmerksam und interessiert folgten. Super war auch, auf welche Art und Weise an den Tischen lösungsorientiert diskutiert und gespielt wurde. Kaum zu glauben auch, dass nach der ersten Doppelstunde die komplette Pause durchgespielt wurde und dann spontan Bridge im Deutschunterricht fortgeführt wurde, d. h. Konzentration und Faszination über mehr als 200 Minuten! Auch in den anderen Doppelstunden folgten Pausennachspielzeiten.

Ein großes DANKE geht an die beiden Bridge-Lehrperson - Frau Steinmann und Herr Fröhner - für die sehr gute Präsentation der neuen Fachbegriffe, der grundlegenden nicht-trivialen Regeln und von möglichen exemplarischen Spielsituationen sowie für die überaus freundlichen, geduldigen Erklärungen und hilfreichen Tipps an den Tischen.