Certamen Ciceronianum 2021 – anders als sonst, aber es geht!
Ein Bild vom sonnigen Italien auf der Homepage der Diltheyschule. Ein altehrwürdiger Platz, eingebettet in die liebliche Landschaft der Abruzzen südlich von Rom: Arpino!
Konnte der renommierte Wettbewerb „Certamen Ciceronianum“, der alljährlich in Ciceros Geburtsstadt veranstaltet wird, etwa wieder stattfinden?
Nein und ja.
Nein, weil das große Ereignis, zu dem wir jedes Jahr zwei bis drei Absolventinnen oder Absolventen des Leistungskurses Latein schicken, wie im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Zum zweiten Mal in Folge konnten wir niemanden nach Italien schicken.
Ja, weil sich die Organisatoren vor Ort viel Mühe gegeben haben, es dennoch jungen lateinbegeisterten Schülerinnen und Schülern im In- und Ausland zu ermöglichen, Wettbewerbsgefühle entwickeln und sich im Übersetzen eines Cicerotextes messen zu können.
Und so saß am Morgen des 7. Mai Caroline, die erst drei Tage vorher das Latein-Abitur geschrieben hat, voller Tatendrang in der Schule im Referendarsraum, um online am Certamen Ciceronianum teilzunehmen. Statt lieblicher Landschaft gab es nun ein auf einem Schrank platziertes Laptop, das Herr Heinsch dankenswerterweise bereits am Vortag in die richtige Position gebracht hat. Denn es war Vorschrift aus Italien, dass sämtliche Teilnehmer via Zoom nonstop beim Arbeiten zu sehen sind. Auch der Ton musste angeschaltet bleiben, um zu vermeiden, dass vielleicht Lehrkräfte, die es während der Aufsicht allzu gut meinten, ihren Schützlingen etwas zuflüsterten. So war es erheiternd, zwischendurch immer mal wieder Geräusche aus anderen Klassenzimmern zu hören – bisweilen auf Deutsch, häufig auf Italienisch. Bei einem kleinen Hustenanfall waren wir uns nicht so sicher.
Mit 56 Minuten Verspätung begann der Wettbewerb italienisch pünktlich um 9.56 Uhr. Die Technik hatte wohl hier und da ihre Tücken und sorgte für diese Verzögerung.
Drei Stunden hatte Caroline Zeit, sich nur mit Hilfe eines Wörterbuches mit dem Originaltext Ciceros zu beschäftigen (für die Neugierigen: Es ging um den Anfang der Rede „Pro Cluentio“ aus dem Jahre 66 v. Chr.).
Um 12.56 Uhr kam dann über Zoom die Ansage, die Arbeit zu stoppen und die abfotografierten Seiten per WhatsApp binnen fünf Minuten nach Italien zu senden. In den nächsten 30 Minuten mussten dieselben Seiten noch einmal eingescannt als pdf-Dokument verschickt werden. Danke, Herr Heinsch, für die tatkräftige Unterstützung auch an dieser Stelle!
Alles wurde im vorgegebenen Zeitrahmen erledigt, und nun warten wir auf eine Rückmeldung aus Arpino.
Gewiss ist eine derartige Durchführung in keiner Weise vergleichbar mit dem Erleben vor Ort. Die Teilnahme lebt von dem internationalen Flair und von der Begeisterung, die junge Menschen, die Freude an Latein haben, an diesen altehrwürdigen Ort treibt, um sich gemeinsam mit einem alten Text, der immer noch aktuell ist, zu beschäftigen. Diese Atmosphäre ließ sich in der Zoom-Konferenz nicht vermitteln. Aber dass es junge Menschen gibt, die bereit sind, sich auch auf diesem Wege dem Wettbewerb zu stellen, hat mich jedenfalls tief beeindruckt. Danke, Caroline!
Danke auch an Barbara Sittner, die stets den Kontakt zum Arpino-Team gehalten hat und sich um sämtliche Formalitäten zuverlässig gekümmert hat!
Auch wenn die Organisatoren in Arpino dies hier nicht lesen werden, so möchte ich auch ihnen auf diesem Wege unseren Dank aussprechen: den Dank dafür sich einzusetzen, dass der Wettbewerb weitergeht und im nächsten Frühjahr in 2022 hoffentlich wieder präsentisch in Arpino stattfinden kann.
-Dagmar Thimme-