Weltende

Schon vor rund einem Jahrhundert herrschte in Europa, ähnlich wie heute, eine Atmosphäre der Angst und Verunsicherung. Ereignisse wie das Auftauchen des Halley'schen Kometen und der Untergang der für unsinkbar gehaltenen "Titanic" führten zu ähnlicher Medienaufregung wie heute die Flüchtlingskrise oder die Wahl Donald Trumps. Es gab zwar noch keine digitalen sozialen Netzwerke, aber "Fake news" und Ängste aller Art schon reichlich. Parallelen zu unserer aktuellen Situation sind deutlich erkennbar.

Deswegen haben wir uns im Leistungskurs Deutsch Q3 bei Frau Oedekoven zur Aufgabe gemacht, nach der Lektüre der "Weltende"- Gedichte von Jakob van Hoddis und Else Lasker- Schüler selbst welche zu diesem Thema zu schreiben. Weltende reloaded, sozusagen.

Einige Textbeispiele :

Oh nein, die Welt geht unter

von Fabian Friedrich- Schmidt

Oh nein, die Welt geht unter,
doch bewegte sie sich nicht schon immer
hinauf und hinunter?

Donald Trump wird Präsident der USA,
die Welt dreht sich immer weiter,
nichts ist mehr, wie es früher einmal war;
die vernünftigen Stimmen werden immer leiser.

Hass und Rassismus regieren,
die Populisten drängen an die Macht,
die großen Armeen trainieren,
das haben die Deutschen schon mal durchgemacht.

In China fällt ein Sack Reis,
in Deutschland werden die Bildschirme hell;
die NSA gewinnt einen Preis,
mein Gott, sind die Informationen schnell.

Pessimistisch ist bei manchen die Zukunft,
soziale Medien globalisieren Kriege und Krisen,
keiner hört mehr auf seine Vernunft,
alle wollen über andere siegen.

Oh nein, die Welt geht unter,
doch bewegte sie sich nicht schon immer
hinauf und hinunter?

Wer seine Informationen von Facebook hat,
hat wahrscheinlich noch nie drüber nachgedacht.
Doch jetzt werden wir alle wieder heiter,
denn das Leben geht weiter.


Weltende
von Philine Münstermann

Krieg und Krisen selbst verschuldet,
Es wird von Gott und der Welt geduldet.
Jeden Tag ein bisschen mehr.
Manchmal ist das Menschsein schwer.

Wir kümmern und um Gold und Geld.
Es gibt Hunger auf der Welt!
Doch eigentlich sind wir alle munter
Hurra! Hurra! Die Welt geht unter.


Weltuntergang 2016
von Chantal Djassemy

Die Briten verpassen der EU einen letzten Tritt,
der neue US-Präsident fasst Frauen in den Schritt.
Erdogan und Assad nehmen ihre Länder richtig ran,
und Europa ist mit Petry und Co. auch nicht besser dran.

Der IS versetzt die Welt in Angst und Schrecken,
Flüchtlinge laufen zu uns lange Strecken,
Nordkoreaner hat schon lange keiner mehr geseh'n,
Der Krieg in der Ukraine scheint noch 'ne Weile zu geh'n.

Wir sehen, 2016 ist ein furchtbares Jahr,
die Katastrophen kommen in großer Schar,
doch hat das Jahr auch mit etwas Gutem begonnen:
Leonardo Di Caprio hat einen Oskar gewonnen!


Weltende
von Elisa Volz

Wir haben blind vertraut
in das, was keine Versprechen hält,
was Lügen nur auf Lügen baut,
so dass die Welt zusammenfällt.

Wir haben stumm geglaubt,
an das, was sie erzählen.
der Wille wurde uns geraubt,
Die starken Herzen fehlen.

Wir haben taub pariert
ohne sie zu hinterfragen.
Das Individuum verliert,
hat bald nichts mehr zu sagen.

Persönlichkeit ist nicht mehr wichtig,
Gehorsamkeit das größte Gut,
hinter ihnen stehst du richtig,
ohne Willen, ohne Mut.