Ausflug der 10. Klassen zum KZ Osthofen

In den Gebäuden einer ehemaligen Papierfabrik in Osthofen bei Worms, entstand 1933 das KZ Osthofen, eines der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich. Die Klassen 10b und 10a haben es mit Herrn Zernovnikov und Frau Küster am 13. März besucht. Eine Woche zuvor war Herr Klipsch mit den Klassen 10c und 10d ebenfalls auf Exkursion in Osthofen.

Von März 1933 bis Juli 1934 bestand das KZ Osthofen auf dem Gelände einer ehemaligen Papierfabrik. Im Hauptgebäude gab es im ersten Stock eine Ausstellung über frühe KZs im Nationalsozialismus. Es gab 10 Pappständer mit Informationen zu den frühen Konzentrationslagern, die im Rahmen der Ausstellung "Auftakt des Terrors" präsentiert wurden. In Gruppen haben wir verschiedene Themen erarbeitet und uns diese gegenseitig vorgetragen. Ich fand, dass es ein sehr informativer und guter Einstieg in die Thematik war. Die Infotafeln handelten beispielsweise von Foltermethoden und von der Verharmlosung der KZs als "Besserungsanstalten". Die Gefangenen wurden in „Schutzhaft“ genommen. 

Ein Jahr lang wurden im KZ Osthofen vor allem politische Gegner der Nazis gefangen gehalten, allen voran Parteimitglieder der KPD und SPD. Auch Juden wurden von Anfang an verfolgt. Am Beispiel der Wärter zeigte sich nämlich schon zu dieser Zeit der Beginn des Antisemitismus: Nach Augenzeugenberichten hätten zwei Wärter einen Juden dazu gezwungen, ein Schwein zu essen und folterten ihn, nachdem er sich geweigert hatte. 

Die leerstehende Halle der Fabrik, wurde als Schlafplatz für die Häftlinge genutzt. Daniel, der uns durch das Lager geführt hat, hat uns dort sehr viel über das Leben in dieser Halle erzählt. Über die Feuchtigkeit und Kälte. Und die unglaubliche Lautstärke, die dort, durch die Masse von Menschen auf so kleinem Raum, durchgehend herrschte. 

Wir waren auch auf dem Hof und dem Appellplatz, wo uns Daniel die schlimme Hygiene-Situation von damals beschrieben hat. Zum Beispiel, wie die jüdischen Gefangenen die Latrine in ihrer normalen Kleidung und mit ihren Tellern säubern mussten. 

Die völlig sinnlosen Aufgaben, die den Gefangenen gestellt wurden, waren auch sehr eindrücklich. Unter anderem mussten sie in einer Reihe einen Nagel auf bestimmte Weise in ein Brett schlagen und wieder herausziehen, oder einen Haufen Sand an andere Orte schaufeln, so lange und wohin die Wärter wollten. Juden mussten im Kreis rennen, bis sie umfielen.

Wir haben danach noch viel über die Geschichte der Fabrik gehört und über die Probleme, die es bei der Errichtung der Gedenkstätte gab.  Zum Abschluss haben wir einen kurzen Film geguckt, in dem Bewohner Osthofens auf die Gründung der Gedenkstätte KZ in den 1980ern reagiert haben. Hier offenbarte sich beim Großteil der Interviewten eine ablehnende Haltung gegenüber der Gedenkstätte. Einige Falschinformationen kursierten über das ehemalige KZ und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes wurde teilweise vehement abgelehnt.

Im KZ Osthofen wurde - anders als in den bekannten Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau - kein einziger Häftling ermordet. In der Abschlussdiskussion wurde zuletzt darüber diskutiert, inwiefern die frühen Konzentrationslager mit ihren Schikanen und Foltermethoden sowie den bereits erwähnten antisemitischen Ausschreitungen dennoch als Vorstufe der Shoah angesehen werden können.

Ich fand den Ausflug sehr interessant und informativ. Wir hatten durchgehend Zeit, Fragen zu stellen und die Führung war wirklich gut gemacht. Deshalb würde ich sagen, dass der Ausflug zum KZ Osthofen sich definitiv gelohnt hat!

Remus Pittermann